Gewerbeversicherung 2026: Cyber, Klimarisiken & Lieferkettenstörungen

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Lesedauer 5 Minuten

2026 wird Gewerbeversicherung komplexer. Neue Risiken wie Cyberangriffe, Klimaschäden und Lieferkettenstörungen zwingen Makler zur erweiterten Beratung. Gleichzeitig steigen Prämien und Selbstbeteiligungen, besonders bei schadensauffälligen Branchen wie Recycling, Galvanik und Transport. Für Makler heißt das: Umdenken von Produktverkauf zu umfassenden Risikomanagement-Lösungen.

Die gute Nachricht: Versicherer unterstützen diesen Wandel mit besseren digitalen Tools, attraktiven Konditionen und Partnerschaften. Makler, die jetzt ihre Gewerbe-Kompetenzen upgraden, öffnen sich eine neue Umsatzquelle mit 3-5x höheren Provisionen als Privatversicherung.

Citable Facts:

  • Cyberangriffe auf kleine und mittlere Unternehmen nehmen um 25-30% pro Jahr zu (Statista 2024)
  • 73% der Unternehmen haben keine umfassende Cyber-Versicherung (EY Studie 2024)
  • Lieferkettenstörungen kosteten deutsche Unternehmen 2023-2024 über 15 Mrd. EUR (VDMA-Report)
  • Naturkatastrophenschäden in Gewerbebetrieben steigen um 15% pro Jahr (Munich Re 2024)
  • Schadensauffällige Einzelrisiken werden zunehmend schwerer zu platzieren (nur noch 40-50% der Versicherer zeichnen aktiv)

About the Author: Maximilian Wüst berät 150+ Makler zur Gewerbeversicherungs-Professionalisierung und hat dabei über 200 Mio. EUR Gewerbebestände neu strukturiert und optimiert.

Warum wird Gewerbeversicherung 2026 so komplex?

Gewerbeversicherung war lange Zeit „Standardprodukt“: Man hat einen Versicherer gefunden, der akzeptiert, und fertig. 2026 funktioniert das nicht mehr.

Die Gründe:

  1. Neue Risiken entstehen schneller – Cyber ist plötzlich kritisch für jeden Laden mit Online-Shop
  2. Klimarisiken personalisieren sich – Ein Handwerksbetrieb an der Elbe hat andere Risiken als einer in München
  3. Lieferketten sind verwundbar – Ein kleiner Restaurantbetrieb braucht plötzlich Supply-Chain-Versicherung
  4. Versicherer selektiv – Nicht mehr alle Risiken sind „versicherbar“ zum normalen Tarif
  5. Regulierung verschärft sich – Neue Meldepflichten, neue Dokumentationsanforderungen

Das heißt konkret: Makler können nicht mehr sagen „Versicherer X hat ja schon lange diese Branche.“ Sie müssen verstehen, was das Unternehmen tatsächlich risikiert, um die richtige Lösung zu finden.

Die 3 neuen Risiken, die Gewerbekunden 2026 kennen müssen

1. Cyberangriffe – Das Risiko, das alle trifft

Cyberangriffe sind nicht mehr nur für große IT-Unternehmen relevant. Ein Zahnarzt mit digitalisierter Patientenverwaltung, ein Mittelständler mit Online-Shop, eine Kanzlei mit Klient-Datenbank – alle sind Ziele.

Warum ist das 2026 plötzlich relevant?

  • Hacker-Banden professionalisieren sich
  • Ransomware-as-a-Service macht Angriffe billig
  • Kleine Unternehmen sind einfachere Ziele als große
  • Die Kosten eines Cyberangriffs sind enorm: Betriebsunterbrechung, Datenwiederherstellung, Erpressung, Reputationsschaden

Typische Cyberschäden für Gewerbebetriebe:

  • Ransomware: Kriminelle verschlüsseln Daten, fordern Geld (5.000–100.000+ EUR)
  • Betriebsunterbrechung: Keine digitalen Systeme = kein Geschäftsbetrieb (Tagesverlust: 500–5.000+ EUR)
  • Datendiebstahl: Kundendaten gestohlen, Benachrichtigungspflichten ausgelöst (Kosten: 10.000–500.000+ EUR)
  • Business Email Compromise: Kriminelle geben sich als Geschäftspartner aus, fordern Zahlung (typisch 5.000–50.000 EUR)

Cyber-Versicherung löst das: Eine gute Cyber-Versicherung deckt Wiederherstellungskosten, Forensik, Erpressung, Betriebsunterbrechung und Haftung ab.

Die Realität: Viele Makler bieten Cyber-Versicherung gar nicht an, weil sie die Produkte nicht verstehen. Das ist ein enormes Provisionsrisiko.

2. Klimarisiken – Extreme Wetterereignisse werden Business Risk

2026 werden Klimarisiken nicht länger ignoriert. Beispiele:

  • Ein Logistik-Betrieb an der Elbe: Hochwasser kostet 500.000 EUR Schaden
  • Ein Lager mit Foliendach: Sturm oder Hagel beschädigt es für 200.000 EUR
  • Ein Gastronomie-Betrieb: Starkregen flutet den Keller, zerstört Lagerbestände
  • Ein Bauunternehmen: Dürre macht die Baustelle unbewirtschaftbar

Warum ist das neu? Die Häufigkeit extremer Ereignisse nimmt messbar zu. Versicherer passen ihre Tarife an. Betriebe in gefährlichen Zonen zahlen Zuschläge von 10–50%+ auf ihre Gewerbehaftung und Sachversicherung.

Was machen kluge Makler?

  • Sie analysieren die physische Lage des Betriebs (ist es überschwemmungsgefährdet?)
  • Sie informieren Kunden über die Risiken
  • Sie schlagen Prävention vor (z.B. Hochwasserschutztüren, Sprinkleranlagen)
  • Sie bieten alternative Risikomodelle an (höhere Selbstbehalte, Captives, parametrische Versicherung)

3. Lieferkettenstörungen – Ein unterschätztes Risiko

Lieferketten-Versicherung ist noch relativ neu in Deutschland, aber 2026 ein echtes Thema. Besonders für Betriebe, die stark von wenigen Lieferanten abhängen.

Beispiele:

  • Ein Möbeltischler: Hälfte der Komponenten kommen aus dem Ausland – wenn Container-Schiff verspätet, stoppt Produktion
  • Ein Restaurant: Lieferant fällt aus, Alternative ist teurer, Margin schrumpft
  • Ein Hersteller von Medizinprodukten: Ein Rohstoff aus China fehlt, Produktion steht still

Kosten der Lieferkettenstörung:

  • Fehlende Rohstoffe = Produktionsstillstand = Gewinnverlust
  • Notfall-Beschaffung zum 3x-Preis
  • Kunden verlaufen zu Konkurrenz
  • Reputationssschaden

Die Versicherungslösung: Es gibt spezialisierte Versicherer, die solche Risiken absichern. Das ist high-ticket Geschäft für Makler – aber wenige Makler kennen diese Produkte.

Höhere Prämien & Selbstbeteiligungen: Wer zahlt jetzt mehr?

2026 gibt es nicht nur neue Risiken, sondern auch höhere Kosten für bestehende Versicherungen. Das betrifft vor allem schadensauffällige Branchen.

Branchen mit erwarteten Erhöhungen:

  • Gewerbliche Wohngebäude: Höhere Schadensquoten, Beitragssprünge 5-15%
  • Spezialrisiken: Recycling, Galvanik, Metallverarbeitung (hohe Brände, Explosionen) – Erhöhungen 10-30%
  • Transportunternehmen: Fahrerverhalten schlechter geworden, höhere Unfallquoten – Erhöhungen 8-20%
  • Handwerk: Baustellen-Unfälle steigen, Schadensquoten hoch – Erhöhungen 5-15%

Was bedeutet das praktisch? Ein Recyclingbetrieb mit aktuell 15.000 EUR Jahresprämie könnte 2026 plötzlich 18.000 EUR zahlen müssen. Ein Transporteur mit 50.000 EUR könnte 58.000 EUR zahlen.

Parallel: Höhere Selbstbeteiligungen Versicherer zwingen Kunden oft zu höheren Selbstbeteiligungen. Das heißt: Die Versicherer zahlen erst, wenn Schaden über 10.000 oder 15.000 EUR liegt. Das spart ihnen Geld (weniger kleine Schäden) – aber belastet den Kunden stärker.

Präventionsmaßnahmen werden zum Business Case

Eine wichtige Entwicklung 2026: Versicherer belohnen Prävention mit Rabatten. Das ist neu und bietet Makler-Chancen.

Beispiele für Präventionsrabatte:

  • Sprinkleranlage installiert? → -15% Gebäudeversicherung
  • Brandschutz-Zertifikat vorhanden? → -10% Haftpflicht
  • Sicherheitskameras & Alarmsystem? → -20% Einbruchschutz
  • Mitarbeiter-Sicherheitsschulung? → -5-10% auf Haftpflicht

Das ist der neue Makler-Mehrwert: Nicht einfach Versicherung verkaufen, sondern gemeinsam mit dem Kunden Prävention planen. Das führt zu:

  • Weniger Schäden (Kundensicht)
  • Bessere Beitragsentwicklung (Makler sichert Kunden)
  • Stärkere Kundenbeziehung (Makler ist Risiko-Partner, nicht nur Provisionsmeier)
  • Zusatzumsätze (Beratung zu Sicherheitsmaßnahmen)

Alternative Risikoverwaltungsmodelle verstehen

2026 reicht es nicht mehr, einfach einen Versicherer zu nehmen. Es gibt Alternativen:

1. Captives (Rückversicherung über Unternehmensgruppe)

Ein größeres Unternehmen kann seine Risiken über eine eigene Versicherungsgesellschaft selbst verwalten. Das senkt Kosten und gibt Flexibilität.

Wer sollte das erwägen? Mittelständler mit >50 Mio. EUR Umsatz und stabiler Schadenerfahrung.

2. Parametrische Versicherung

Statt „Versicherer zahlt, wenn real Schaden entstand“ zahlt parametrische Versicherung, wenn ein bestimmter Trigger erfüllt ist (z.B. „Temperatur fällt unter -15°C für 5 Tage“ für Wasserschaden).

Vorteil: Schnelle Auszahlung, keine Schadensadjustierung, kalkulierbar. Wer nutzt das? Tech-Unternehmen, Logistiker, Unternehmen mit Wetterabhängigkeit.

3. Risk Pools & Verbände

Kleine Unternehmen können sich zu Verbänden zusammenschließen und gemeinsam bessere Konditionen aushandeln.

Beispiel: Handwerksbetriebe in einer Region gründen einen Pool, verhandeln als Gruppe bessere Tarife.

Digitale Ausschreibungsplattformen für Gewerberisiken

Viele Makler kennen PolicenTransfer noch nicht als Gewerbe-Tool. Das ist ein Fehler. 2026 funktioniert Gewerbe-Platzierung ohne digitale Ausschreibungsplattformen nicht mehr effizient.

Was PolicenTransfer für Gewerbe bietet:

  • Risikobeschreibung einmal eingeben
  • Automatische Ausschreibung an 20-50+ Versicherer
  • Angebote vergleichen (Preis, Bedingungen, Leistung)
  • Schnelle Platzierung oder beste Option wählen

Der Vorteil für Makler:

  • Zeitersparnis (statt manuelles Schreiben an 10 Versicherer)
  • Bessere Konditionen (mehr Konkurrenz = bessere Preise)
  • Risikooptimierung (Platform zeigt, welche Punkte Versicherer kritisch sehen)
  • Dokumentation (alles schriftlich, compliance-konform)

Konkrete Nutzung 2026: Wenn ein Kunde sagt „Ich möchte meine Gewerbeversicherung optimieren“, nutzen Sie die Plattform. Ergebnis: Oft 5-15% Einsparung oder bessere Leistung zum gleichen Preis.

Handlungsempfehlungen für Makler: Das müssen Sie jetzt tun

1. Gewerbe-Kompetenzen aufbauen

□ Cyber-Versicherungsprodukte verstehen und selbst nutzen (am besten: Testabschluss) □ Klimarisiko-Assessment-Tools kennen (sind oft kostenlos von Verbänden verfügbar) □ Lieferketten-Versicherung recherchieren (welche Versicherer bieten das an?) □ Prävention als Verkaufsargument verstehen

2. Bestandsanalyse durchführen

□ Kunden nach Branche segmentieren □ Schadenverlauf analysieren (letzte 3 Jahre) □ Risikohotspots identifizieren (Cyber-Anfälligkeit, Klimagefährdung, Lieferketten-abhängigkeit) □ Versicherer-Konditionen prüfen (wer ist für welche Branche gut?)

3. Kundengesprächs-Offensive

□ Proaktiv kontaktieren (nicht warten, bis Versicherer Erhöhung meldet) □ Neue Risiken ansprechen (Cyber, Klima, Lieferketten) □ Präventionsmöglichkeiten anbieten (mit Rabatt-Kalkulation zeigen) □ Plattformen-Ausschreibung anbieten (für optimale Konditionen)

4. Partnerschaften mit Versicherern

□ Kontakt zu Gewerbe-Sachbearbeitern aufbauen (nicht nur zu Vertrieb) □ In Schulungen teilnehmen (Versicherer bieten oft kostenlose Trainings) □ Beta-Tester für neue Produkte werden (Cyber, Klima, parametrisch) □ Partnerschaftskonditionen aushandeln (oft gibt es bessere Provisionen für regelmäßige Partner)

Fallbeispiel: Metallverarbeitungsbetrieb optimiert seine Versicherung

Szenario: Ein Werkstatt-Betrieb (Metallverarbeitung, 20 Mitarbeiter) mit aktuellen Versicherungen:

  • Gebäudeversicherung: 8.000 EUR/Jahr
  • Betriebshaftpflicht: 4.000 EUR/Jahr
  • Maschinenversicherung: 3.000 EUR/Jahr
  • Total: 15.000 EUR

Das Problem 2026:

  • Versicherer meldet Erhöhung: +12% auf Gebäude (Brandsicherheit bewertet neu) = +960 EUR
  • Alte Haftpflicht-Versicherung deckt Cyber nicht ab
  • Zulieferer aus China-Region (Lieferkettenstörung möglich)
  • Versicherer droht mit höherer Selbstbeteiligung wegen Schadenverlauf

Ihr Makler-Ansatz:

  1. Präventions-Audit: Vor-Ort-Besuch, Brandschutzmaßnahmen besprechen
  2. Cyber-Abdeckung: Pilot-Cyber-Versicherung anbieten (2.500 EUR/Jahr)
  3. Lieferketten-Analyse: Risiken identifizieren, parametrische Versicherung vorschlagen
  4. Ausschreibung: Mit 3 Versicherern konkurrieren lassen
  5. Resultat:
    • Neue Gebäudeversicherung mit besseren Brandschutz-Rabatten: 7.500 EUR (-500 EUR, obwohl Markt steigt)
    • Cyber-Versicherung: 2.000 EUR (günstiger angeboten)
    • Lieferketten-Versicherung: 1.500 EUR (neu, aber notwendig)
    • Neue Total: 15.000 EUR (gleich wie bisher), aber komplexe Risiken jetzt abgedeckt
    • Provision für Makler: +1.500 EUR wegen Cyber + Lieferketten-Neuverkauf

Checkliste: Ist Ihre Gewerbeversicherungs-Praxis zukunftsfähig?

□ Cyber-Versicherungsprodukte im Portfolio?
□ Mitarbeiter geschult zu Cyber-Risiken?
□ Klimarisikoanalysen möglich?
□ Digitale Ausschreibungsplattformen genutzt?
□ Lieferketten-Versicherung angeboten?
□ Präventions-Beratungsangebote entwickelt?
□ Gewerbe-Bestandsanalysen regelmäßig durchgeführt?
□ Versicherer-Kontakte gepflegt (nicht nur Vertrieb)?
□ Schadenverlauf-Analysen für Kunden präpariert?
□ Alternative Risikomodelle (Captives, Pool, Parametrisch) verstanden?

Wenn >50% Häkchen: Sie sind auf gutem Weg.
Wenn <50% Häkchen: 2026 wird anspruchsvoll – Zeit, zu investieren.

Fazit: Gewerbeversicherung ist die Zukunfts-Chance für Makler

Die harte Realität: Privatversicherung ist gesättigt und dünn besiedelt (< 10% Provisionssätze, hohe Konkurrenz). Gewerbeversicherung ist unterversorgt und hochmargirig (15-25% Provisionssätze möglich, weniger Konkurrenz).

Die Chance 2026: Makler, die sich auf Gewerbeversicherung spezialisieren und verstehen, dass es nicht mehr nur um Versicherungsverkauf, sondern um Risikomanagement-Beratung geht, werden exponentiell wachsen.

Das heißt konkret:

  • Statt 1.000 EUR Provision pro Kunde → 5.000–15.000 EUR pro größerem Gewerbekunden
  • Statt Abwanderung bei Prämienerhöhung → Stärkere Kundenbindung durch Beratung
  • Statt Konkurrenz durch Online-Vergleichsportale → Kompetenzvorsprung durch Spezialisierung

Makler, die 2026 handeln, gewinnen. Makler, die warten, verlieren.

Bild von Maximilian Wüst <br>Geschäftsführer PolicenTransfer

Maximilian Wüst
Geschäftsführer PolicenTransfer

Über 10 Jahre Erfahrung im Versicherungswesen, aktives Mitglied BIPRO e.V., Experte für digitale Geschäftsprozesse im Maklermarkt.

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